Wie kaum ein anderer Komponist ließ sich Jean Sibelius von der Natur und den Mythen Finnlands inspirieren – allen voran vom finnischen Nationalepos Kalevala. Anlässlich seines 160. Geburtstags widmen ihm das Järvenpää Art Museum und das Museum Ainola am Tuusula-See die Ausstellung „Stille und Wald“ (finnisch: Hiljaisuus ja Metsä). Hier verbinden sich die mystische Magie finnischer Wälder und die einzigartige Klangwelt des großen Komponisten zu einem sinnlichen Erlebnis.
Sibelius durch die Linse: Fotografien von Taneli Eskola

Im Järvenpää Art Museum entführen die großformatigen Fotografien des finnischen Fotografen Taneli Eskola (geb. 1958 in Hämeenlinna) die Besucher in die unberührten Weiten Süd- und Ostfinnlands: Von den sanften Hügeln Aulankos über die wildromantischen Landschaften des Koli-Nationalparks bis hin zum majestätischen Tuusulan-See, wo Sibelius Jahrzehnte mit seiner Familie lebte und arbeitete. Eskolas Bilder fangen nicht nur die einzigartige Schönheit der finnischen Natur ein, sondern auch ihre geheimnisvolle Seele – in zarten Spinnennetzen, moosgrünen Baumstämme oder den gigantischen, himmelstürmenden Ästen uralter Bäume.
„Man muss nicht weit gehen, um die Natur zu erleben. Ein Wald in der Nähe genügt:
einfach nur sein, im Wind, im Licht, umgeben vom Duft der Bäume,
auf dem moosgrünen Stamm einer uralten Eiche.“ (Zitat: Taneli Eskola)

Seine Fotografien spiegeln jene mystische Stille wider, die Sibelius zu vielen seiner Meisterwerke inspirierte. Stundenlang saß Sibelius im Garten seines Hauses Ainola auf einer Bank, lauschte den Stimmen des Windes, dem Gesang der Vögel und dem Flüstern des Waldes – stets auf der Suche nach neuen Melodien.
Lichtkunst von Otso Vartiainen macht Sibelius‘ Klangwelt sichtbar

In einen faszinierenden Dialog treten Eskolas Fotografien mit den Lichtinstallationen des finnischen Künstlers und Lichtdesigners Otso Vartiainen (geb. 1991). In Werken wie „Webinar“ und „Synesthesia“ verwandelt der Künstler die Atmosphäre des Waldes in farbiges Licht und macht so Sibelius’ synästhetische Wahrnehmung greifbar: Wie der Komponist Klänge in Farben sah, so lässt Vartiainen die Besucher die Klangwelt des Waldes nun auch mit den Augen erleben.
Ergänzt wird dies durch eine eigens zusammengestellte Sibelius-Playlist, die die Besucher in seine Klangwelt eintauchen lässt. Denn Sibelius verband zeitlebens Klänge und Harmonien mit Farben. So erschien ihm das satte Grün der Wälder als Klang des Akkords F-Dur.

Die Ausstellung ist noch bis zum 4. Januar 2026 im Järvenpää Art Museum zu sehen. Sie richtet sich auch an junge Besucher: Ein pädagogisch gestalteter Raum inszeniert einen multisensorischen Wald mit Vogelgesang und farbenfrohen Lichtspielen.
Ainola: Wo Sibelius‘ Geist lebendig wird

Auch in Ainola, dem ehemaligen Wohnhaus von Jean Sibelius und seiner Frau Aino, ist noch bis zum 30. September 2025 ein Teil der Ausstellung „Stille und Wald“ zu sehen. Im Museums-Café Aulis werden weitere Fotografien von Taneli Eskola gezeigt, und im Erdgeschoss (Hesas Kammer) sind von Eskola kuratierte Porträts des Komponisten zu sehen, die Einblicke in das Leben von Jean Sibelius am Tuusula-See geben.

Fazit: Eine Ausstellung, die alle Sinne berührt
„Silence and the Forest“ ist weit mehr als eine Ausstellung – sie ist eine Einladung, die Welt durch Sibelius’ Augen und Ohren zu erleben. Wer sie besucht, taucht nicht nur ein in Kunst, sondern betritt die Gedanken- und Klangwelt eines großen Komponisten.
Hier verschmelzen Fotografie, Licht und Klang zu einer poetischen Reise ins Herz der finnischen Natur, in die mystische Klangwelt, die Sibelius ein Leben lang inspirierte. Seine berühmten Werke sind bis heute durchdrungen von der Magie des Waldes und den Mythen des finnischen Nationalepos – diese Ausstellung lässt sie lebendig werden.
Infos zur Ausstellung „Silence and the Forest“

Laufzeit: bis 4. Januar 2026
im Järvenpää Art Museum
Kirjastokatu 8, 04400 Järvenpää
Öffnungszeiten: siehe Website
www.jarvenpaantaidemuseo.fi
Laufzeit: bis 30. September 2025
im Museum Ainola
Ainolakatu 1, 04400 Järvenpää
www.ainola.fi
Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags, 10–17 Uhr.
Im Eintritt ist eine Führung inbegriffen, jedoch nur nach vorheriger Reservierung per E-Mail an info@ainola.fi.
Ausstellungskatalog:

Zusätzliche Hinweise:

- Die Museumscard wird in beiden Museen akzeptiert.
- Im Järvenpää Art Museum ist parallel die Dauerausstellung zu den finnischen Malern Eero Järnefelt und Venny Soldan-Brofeldt zu sehen – zwei herausragende Künstler, die wie Jean Sibelius zur Künstlerkolonie am Tuusula-See gehörten.
- Auch der Besuch der anderen Museen (Künstlerhäuser) am Tuusula- Seen lohnt sich! Nähere Informationen gibt es auf der Website des Järvenpää Art Museums, von Visit Tuusula sowie in meinem Reisebericht Die Künstlerkolonie am Tuusulanjärvi.
