(Markennennung) Im Norden Finnlands, rund 135 Kilometer nordöstlich von Oulu, in der Gemeinde Kainuu, liegt das Städtchen Puolanka. Inga Vollstedt und ihr Mann Daniel betreiben dort zusammen mit Daniels Schwester, deren Freund und Daniels Mutter eine Huskyfarm mit kleiner Pension im Landhausstil am Rande des Naturreservats Paljakka, das an den Pallas-Yllästunturi Nationalpark grenzt. Wer Lust auf ein Huskyabenteuer hat, der ist beim Nature Point Paljakka richtig. Denn im Winter geht es auf Kufen durch die verschneite Winterlandschaft. Mit etwas Glück sieht man im Winter auch Polarlichter. Pferdeliehaber können in Puolanka Winter wie Sommer die Umgebung auch hoch zu Ross erkunden, denn der Nature Point Paljakka besitzt auch vier Islandpferde. Wie es Inga nach Nordfinnland verschlagen hat und wie ihr Alltag auf der Huskyfarm ausschaut, erzählt sie uns bei einem netten Plausch über Huskys, Polarlichter und Islandpferde.
Der Nature Point Paljakka in Puolanka bietet für jeden das richtige Finnland-Abenteuer – Interview mit Inga Vollstedt
Finntastic:
Moikka Inga, schön Dich kennenzulernen. Du lebst mit Deinem Mann Daniel und Deinen beiden kleinen Kindern Lenni und Jonna in Puolanka in Nordfinnland.
Bevor Du uns mehr über eure kleine Pension mit Huskyfarm und euer vielfältiges Tourangebot erzählst, verrate uns doch: Wie kam es dazu, dass Du nach Finnland ausgewandert bist? Wie habt ihr, Daniel und Du, euch denn kennengelernt?
Inga:
Mein Vater kam damals auf die Idee eine Finnlandreise zu machen. Ein Kollege hatte ihm von einer Huskytour in Lappland vorgeschwärmt. Meine Mutter hingegen hat etwas Angst vor Hunden und war dafür deshalb nicht zu begeistern. Und so hat mein Vater mich gefragt, ob ich mit ihm die Reise unternehmen möchte. Ich dachte natürlich sofort: Coole Idee! Und so haben wir den Finnlandurlaub mit Schlittenhundetour beim Nature Point Paljakka in Nordfinnland gebucht.
So haben Daniel und ich uns gleich am ersten Tag kennengelernt. Er hat mir später verraten: Für ihn war es Liebe auf den ersten Blick. Bei mir eher auf den zweiten, weil ich am ersten Tag so geflasht von der Landschaft und dem Hundegewirbel war, das da direkt vor mir stattfand. Mein Vater hatte dann auf der Reise natürlich weniger Gesellschaft von mir, weil ich mich ständig mit Daniel unterhalten habe. *lacht*
Nach dem Urlaub haben Daniel und ich uns dann so oft es ging gegenseitig besucht und dann eben auch recht schnell beschlossen, dass ich zu ihm nach Finnland ziehe. Denn eine Beziehung auf große Distanz macht auf Dauer nicht so viel Spaß. Finnland war für uns einfach das perfekte Land. Und so bin ich elf Monate nach unserem Kennenlernen nach Finnland gegangen. *lächelt*
Finntastic:
Und wie einfach war es für Dich, nach Suomi auszuwandern?
Inga:
Für mich selbst war es im Grunde gar nicht so kompliziert. Ich bin Lehrerin und da besteht die Möglichkeit, sich für eine längere Zeit beurlauben zu lassen. Und so bin ich erst einmal im Februar 2014 zur Probe nach Puolanka gezogen, mit der Möglichkeit gegebenenfalls in meinen alten Job zurückkehren zu können, falls Finnland doch nichts für mich ist. Was ich dann aber schnell verworfen habe, weil ich mich hier sofort richtig wohl gefühlt habe.
Finntastic:
Und was hat Dein Vater bzw. Deine Familie in Deutschland dazu gesagt, als Du verraten hast, dass Du Deine Zelte in Deutschland abbrichst und zu Daniel nach Finnland ziehst?
Inga:
Sie konnten gar nicht viel dazu sagen. Wir haben es ihnen nämlich erst ziemlich spät erzählt. *lacht* Eltern tendieren dazu, sich im Vorfeld viel zu viele Sorgen zu machen, wenn sie zu früh von so einer Entscheidung wissen. Daher habe ich zunächst alle wichtigen Dinge, wie Krankenversicherung und so weiter abgeklärt. Und als ich dann über alles Bescheid wusste, habe ich es ihnen erzählt. Und sie waren letztendlich gar nicht überrascht. Sie wussten ja von meiner Fernbeziehung mit Daniel und haben es schon geahnt, dass ich auf kurz oder lang zu Daniel nach Finnland gehe. Und da mein Vater die Gegend in Puolanka und Daniel bereits aus dem Urlaub kannte und auch meine Mutter Daniel bereits kennengelernt hat, war es für sie dann auch kein Problem.
Finntastic:
Wie einfach war es für Dich, Dich in Deinem neuen Leben einzugewöhnen?
Inga:
Tatsächlich war es nicht ganz so einfach, wie ich gedacht habe. Die Gegend hier in Puolanka ist schon ganz schön einsam. Von meinem Leben in Deutschland war ich es hingegen gewöhnt, täglich mit vielen Menschen Kontakt zu haben. Durch den Beruf, aber auch weil mein Pferd zum Beispiel auf einem großen Reiterhof untergebracht war. Da waren immer viele andere Leute, mit denen ich regelmäßig in meiner Freizeit ausgeritten bin und teilweise auch befreundet war.
Hier in Puolanka habe ich nun keine Reitbegleitung und außerhalb der Saison auch nicht jeden Tag viele Leute zum plauschen. Es hat schon eine Weile gedauert, sich daran zu gewöhnen. Allerdings habe ich es am Anfang gar nicht so wahrgenommen. Denn wir waren zunächst damit beschäftigt für die Pferde einen Offenstall zu bauen. Die Einsamkeit hier oben ist mir dann erst später so richtig bewusst geworden, als wir mit allem fertig waren und zur Ruhe gekommen sind. Und eben der wirkliche Alltag begann. Aber letztendlich war das für mich dann auch okay. Man gewöhnt sich schnell daran.
Finntastic:
Und wie schaut es mit Deinen Finnisch-Kenntnissen aus?
Inga:
Also beim Einkaufen oder im Restaurant klappt es mit dem Sprechen schon ganz gut. Aber im Grunde ist mein Finnisch noch sehr rudimentär. Das liegt auch daran, dass alle, mit denen wir zusammenarbeiten entweder Englisch oder eben Deutsch sprechen. Auch die meisten Gäste kommen aus Deutschland. Deshalb ist es für mich schwierig die Finnische Sprache zu lernen. Allerdings gehe ich jetzt jede Woche zu einem Finnischkurs in unserer Gemeinde. Das hilft beim Lernen der Grammatik, aber auch bei der Aussprache und den Vokabeln.
Und ich schaue regelmäßig Nachrichten in Finnisch, um meine Sprachkenntnisse zu verbessern. Unsere Jüngste kommt im Herbst in den Kindergarten und dann werden auch die Kinder künftig untereinander mehr Finnisch sprechen. Daher steigt derzeit meine Motivation die Sprache besser zu beherrschen, denn ich möchte meine Kinder auch verstehen. Und nicht immer nachfragen müssen, über was sie reden, wenn sie sich in Finnisch unterhalten. Schön ist, dass Daniels Mutter Finnin ist und mit den Kindern nicht nur Deutsch, sondern vor allem Finnisch spricht. Vielleicht sollte sie mit mir auch mehr Finnisch sprechen. *lacht*
Finntastic:
Wo in Finnland liegt eure Pension? Und was macht eure Region so einzigartig?
Inga:
Unsere Pension liegt in Poulanka, in der Provinz Kainuu, das liegt in Nordfinnland und übrigens nicht in Lappland, wie viele oft denken. Die Region heißt Paljakka, genauso wie das angrenzende Naturschutzgebiet. Es sind von hier noch rund 200 Kilometer bis zum Polarkreis, so dass wir auch im Winter noch für ein paar Stunden Tageslicht abbekommen.
Ihr kennt Puolanka sicher auch als die Gemeinde, die mit Pessimismus wirbt. Hier findet jedes Jahr der Pessimismus-Kongress bzw. die Pessimismus-Tage statt. *lacht* Aber im Grunde sind die Leute hier alle sehr entspannt und eigentlich eher gut drauf. Allerdings würde ich echt sagen, dass die Gegend hier zu den einsamsten Orten Finnlands gehört und eben auch touristisch noch nicht wirklich erschlossen ist. Wir sind sozusagen das „Nirgendwo“ in der Mitte von Finnland! *lacht*
Aber dadurch ist eben auch die Natur hier noch sehr intakt. Das Rentierzuchtgebiet fängt erst weiter nördlich an. Der Waldboden ist daher nicht komplett kahlgefressen, wie weiter oben in Südlappland. Und wenn du hier in der Wildnis unterwegs bist, triffst du im Grunde keine anderen Menschen. Wir haben ganz in der Nähe auch ein kleines Skigebiet, das im Winter ein paar schöne Abfahrtpisten bereit hält und auch die Langlaufloipen werden im Winter regelmäßig gespurt. Aber selbst beim Langlauf triffst du meist nicht auf viele andere Skifahrer. Als ich damals in Lappland im Urlaub war, war ich echt erstaunt, wie viele Touristen es da, im Vergleich zu hier gibt.
Finntastic:
Erzähl uns doch ein wenig über das angrenzende Naturschutzgebiet Paljakka!
Inga:
Das Naturschutzgebiet Paljakka ist eines der ältesten Wälder in Europa. Die Landschaft ist komplett unberührt und ursprünglich. Es gibt einen Rundwanderweg, den du im Sommer bewandern kannst. Den darfst du aber auch nicht verlassen. Die größte Fläche steht nämlich unter Naturschutz und da kommt man auch als Tourist nicht hin. Daniel hat vor einiger Zeit einmal jemanden kennengelernt, der durfte mit zwei Biologen und einer Sondergenehmigung in den geschützten Teil. Und er meinte, dass die Landschaft dort wirklich unglaublich beeindruckend ist: Du findest dort oberschenkelhohes Moos und Gestrüpp und eben ganz viele alte Bäume, eben einen richtigen Urwald! Das ist in der heutigen Zeit schon etwas Besonderes. Denn es gibt bei uns eben in Puolanka auch die extensive Waldbewirtschaftung, wo dann mal ruckzuck ein paar Hektar platt gemacht werden. Dieses alte Waldgebiet steht zum Glück unter Naturschutz und bietet damit auch ein Rückzugsgebiet für viele Wildtiere.
Finntastic:
Und welche Wildtiere kann man bei euch so beobachten?
Inga:
Um ehrlich zu sein, ist es tagsüber gar nicht so einfach Tiere zu Gesicht zu bekommen, weil die eben sehr scheu sind. Im Winter siehst du viele Spuren im Schnee und es ist offensichtlich, dass du nicht allein im Wald bist. Bei uns gibt es viele unterschiedliche Wildtiere, zum Beispiel Waldrentiere oder Elche und ich habe auch schon einen Luchs gesehen, was aber wirklich selten ist. Wölfe gibt es bei uns auch und viele Kleintiere wie Hasen, Füchse, Vielfraße und sogar Flughörnchen. Und in Richtung der russischen Grenze gibt es ein paar Plätze zum Bären beobachten, das bieten wir im Sommer übrigens auch als Teil unseres Wanderprogrammes an.
Finntastic:
Wie erfolgt die Anreise zu euch? Wie werden eure Gäste untergebracht?
Inga:
Von Helsinki aus gibt es eine Direktflugverbindung nach Kajaani, das rund 60 Kilometer entfernt liegt. Von dort holen wir unsere Gäste ab, denn der Transfer ist inklusive. Es fährt natürlich auch ein Bus von Helsinki aus hierher und es gibt auch eine Zugverbindung von Helsinki nach Kajaani.
Untergebracht werden unsere Gäste in unserer Pension, die übrigens früher mal eine Dorfschule war. Sie wurde in den 1950er-Jahren erbaut und ungefähr bis in die 1980er-Jahre betrieben und dann geschlossen, weil nicht mehr genügend Schüler zusammenkamen. Ende der 1990er-Jahre haben meine Schwiegereltern das Anwesen gekauft, alles selbst renoviert und umgebaut und daraus eine kleine Pension mit sechs Doppelzimmern mit jeweils eigenem WC und Bad gemacht. Es gibt auch einen Speisesaal mit einer gemütlicher Kaminecke. Vor zwei Jahren haben wir neben unserer Pension noch eine Sauna mit einem Aufenthaltsraum mit Kamin und großen Panoramafenstern gebaut, wo man nach der Sauna entspannen kann. Und gerade bauen wir auch noch an einem Mökki am See, das man dann auch als Ferienhaus anmieten kann.
Finntastic:
Und habt ihr eure Zimmer auch im finnischen Design eingerichtet?
Inga:
Ja genau, unsere fünf Zimmer sind alle verschieden und sind nach Baumarten benannt, die hier in Finnland beheimatet sind, wie zum Beispiel Kuusi, Mänty, Koivu oder Honka. Uns war es einfach wichtig, dass jedes Zimmer seine eigene Stimmung hat. Deshalb sind die Zimmer auch in der jeweiligen Holzart eingerichtet. Honka sind übrigens ganz alte Kiefern, die kurz vor dem Absterben sind, aber deren Holz sehr robust und stabil ist. Davon hat mein Schwiegervater deshalb auch ein paar Stämme in unserem Speisesaal als Stützen verbaut. Und eines unserer Zimmer heißt „Jumppa“, weil es sich sozusagen in der ehemaligen Turnhalle der Schule befindet. Die andere Hälfte haben wir zum Fitnessraum umgestaltet, da steht eine Tischtennisplatte drin und es gibt eine Kletterwand. Dort bewahren wir auch die warme Kleidung, wie Schneestiefel, Schneehosen und -jacken sowie Handschuhe für die Schlittentouren auf, die sich unsere Gäste ausleihen können.
Finntastic:
Und welche finnischen Spezialitäten bereitet ihr für eure Gäste zu? Kocht ihr das alles selbst?
Inga:
Da wir bereits mit den Hundeschlittentouren und der Unterhaltung der Gäste alle Hände voll zu tun haben, haben wir für die Bewirtung eine eigene Köchin eingestellt. Sie heißt Tanja und kommt hier aus dem Ort. Ich würde sagen, sie ist sowas wie „Die Mutti für alle“, weil sie die Gäste mit finnischer Hausmannskost wie Karjalan Paisti, Savulohi, Karelischen Piroggen mit Eibutter und weiteren Leckereien verwöhnt. Und zum Nachtisch gibt es hin und wieder auch selbstgemachtes Lakritzeis.
Finntastic:
Und wie viele Huskys habt ihr und wie sieht euer Alltag auf der Huskyfarm aus?
Inga:
Wir haben im Moment 55 Huskys, darunter sind sowohl Siberian als auch Alaskan Huskys. Untergebracht sind sie in kleinen Gruppen von zwei bis sechs Hunden, in 15 geräumigen Hundezwinger. Sie müssen natürlich alle täglich gefüttert werden und wir müssen eben auch ihre Hinterlassenschaften täglich entsorgen. Damit sind wir dann schon einen halben Tag beschäftigt. *lacht*
Im Sommer, wenn es zu warm ist, wollen die Hunde übrigens nicht so viel laufen. Aber wenn es im Herbst kühler wird, merkt man, dass sie richtig hibbelig werden. Wir fangen dann bereits in der noch schneelosen Zeit mit dem Wintertraining an, wenn die Temperaturen so unter zehn Grad fallen. So stellen wir sicher, dass die Hunde nicht überhitzen. Angefangen wird meist mit fünf Kilometern und dann steigern wir das kontinuierlich. Im November, wenn dann genügend Schnee liegt, wird der Quad durch den Schlitten ausgetauscht. Das macht natürlich mehr Spaß und ist auch nicht so laut. Im Dezember fängt dann unsere Gästesaison an, bis dahin müssen die Hunde durch das Training für die Schlittentouren fit sein.
Finntastic:
Wie viele Huskys können vor den Quad oder einen Schlitten gespannt werden? Und wie lernt man den Umgang mit dem Schlitten und den Hunden?
Inga:
Der Quad ist recht schwer, da kann man tatsächlich bis zu sechzehn Huskys vorspannen. Das ist ganz praktisch, weil es sonst ewig dauern würde, alle Huskys regelmäßig zu trainieren. Unsere Gäste hingegen fahren im Schnee meist mit vier Huskys, denn man muss eben auch bremsen können. Bei einem Gespann mit mehr Huskys ist das deutlich schwieriger.
Grundsätzlich geben wir unseren Gästen im Vorfeld eine ausführliche Einweisung in die ganze Technik des Schlittens. Wir erklären ihnen, dass man auf dem Schlitten locker auf den Beinen stehen muss und man sich in der Kurve nach innen lehnt. Und natürlich zeigen wir den Gästen auch, wie man richtig bremst. Denn es gibt zwei verschiedene Bremsen. Mit der Bremsmatte regelst du die Geschwindigkeit herunter und mit der Krallenbremse, die sich in Eis und Schnee hackt, kannst du letztendlich ganz anhalten.
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(VIDEO: Alex Schwarz) On Tour mit den Schlittenhunden vom Nature Point Paljakka.
Nach der Einführung kommt eigentlich jeder mit dem Hundeschlitten gut zurecht. Daniel fährt immer voraus und die anderen Gespanne folgen ihm. Als Schlusslicht gibt es immer einen zweiten Guide, der alle Gespanne im Blick behält. Da kann eigentlich nichts schiefgehen und im Notfall kann man so rechtzeitig eingreifen. Ich liebe es einfach mit den Hunden im Schnee unterwegs zu sein. Alles ist so schön ruhig, du hörst nur die Kufen, die sich durch den Schnee schieben und eben das Hecheln der Hunde. Natur pur! Einfach herrlich! *lächelt*
Finntastic:
Welche Tourpakete bietet ihr im Winter an? Kann man bei euch auch Touren unabhängig von einer Komplettreise buchen?
Inga:
Also im Winter bieten wir unser Huskyprogramm an, dazu gehören vier Fahrten mit dem Hundeschlitten. Und dann bieten wir parallel dazu auch ein Reitprogramm an: Das beinhaltet dreimal Ausreiten und eben eine Huskytour durch den Schnee. Und dann gehört zu beiden Programmen jeweils eine geführte Schneeschuhwanderung zu unserer Sauna am See, die ungefähr drei Kilometer entfernt am Iso Särkijärvi liegt. Unser Guide erzählt dann ein wenig über den Wald und die Natur und dann gibt es eben an der Sauna Lagerfeuer und natürlich finnische Makkara am Stecken. Und natürlich geht es auch zum Entspannen in die Sauna.
Die hat übrigens mein Schwiegervater selbst aus Honkastämmen errichtet. Im Winter hacken wir ein Loch ins Eis, so dass unsere Gäste nach der Sauna Eisbaden gehen können. Das kostet allerdings ganz schön Überwindung, denn das Wasser ist im Winter ganz schön kalt! *lacht* Wenn man Programmteile separat buchen möchte, muss man immer etwas Glück haben. Wir können das nur machen, wenn wir nicht ausgebucht sind. Aber anfragen, kann man natürlich immer. Über die Weihnachtsfeiertage haben wir übrigens seit ein paar Jahren geschlossen. Wir wollen uns da einfach Zeit für die Familie und die Kinder nehmen.
Finntastic:
Was kann man bei euch neben den Huskytouren im Winter noch alles erleben?
Inga:
Im Winter kann man bei uns in der Gegend toll Langlaufski fahren. Die Loipe führt direkt an unserem Haus vorbei und wir verleihen auch Langlauf-Skier. Wir Lust hat, kann sich auch einen finnischen Tretschlitten oder eben Schneeschuhe ausleihen. Und wer möchte kann natürlich im nahgelegenen Skigebiet auch Abfahrtsski fahren. Da gibt es dann auch einen Skiverleih. Und bei uns um die Ecke kann man sich auch einen Motorschlitten ausleihen.
Finntastic:
Und wie schaut es im Sommer aus?
Inga:
Im Sommer haben wir sogar drei unterschiedliche Erlebnisprogramme im Angebot: Einmal ein Wanderprogramm, das aus unterschiedlichen Wandertouren besteht und wo man einen Tag Kanu fahren geht. Und dann bieten wir das bereits erwähnte Bärenbeobachtungsprogramm an. Das besteht auch aus unterschiedlichen Wandertouren und eine Nacht verbringen wir mit den Gästen dann draußen in der Natur in einer Hütte an einem der Bärenbeobachtunsplätze an der russischen Grenze. Und dann bieten wir eben auch ein Sommerreitprogramm mit den Islandpferden an, das aus drei Tagesausritten, einer kleineren Reittour sowie einer Kanutour besteht. Für unsere Reittouren haben wir übrigens vor einiger Zeit eine Gewichtsbeschränkung von 85 Kilogramm pro Gast eingeführt, um zu vermeiden, dass die Tiere gesundheitliche Probleme davontragen.
Neuerdings bieten wir im Sommer auch eine Kennel-Führung an, wo die Gäste mehr über die Huskys und das Schlittenhundefahren erfahren. Und wer möchte kann sich im Sommer bei uns auch Mountainbikes ausleihen und damit zum nah gelegenen Iso Särkijärvi oder Löytöjärvi fahren. Da kann man dann auch schön baden und die Natur genießen.
Finntastic:
Auf eurem Facebook Profil habe ich gesehen, dass Daniel auch schon mit euren Huskys an Rennen teilgenommen hat, zum Beispiel am Eastpoint Open Sled Dog Race in Lieksa. Wie bereitet man sich denn auf so ein Rennen vor? Und gibt es bei euch in Lappland auch solche Schlittenhunderennen?
Inga:
Also das Huskyrennen in Lieksa geht tatsächlich über mehrere Tage. Daniel hat für die Teilnahme immer ein Rennteam aus rund 13 Hunden am Start, die er intensiv auf das Rennen vorbereitet. Wie viele Hunde letztendlich mitlaufen dürfen, hängt immer von den Vorgaben ab. Letztes Jahr waren es glaube ich zehn Hunde. Die Huskys die am Rennen teilnehmen, bekommen im Vorfeld dann ein intensiveres Training als der Rest. Unsere Gästetouren sind meistens nur 15 bis 35 Kilometer lang. Die einzelnen Etappen solcher mehrtägigen Rennen fangen aber erst bei rund 80 bis 120 Kilometern an, denn die meisten Rennen sind insgesamt rund 200 bis 500 Kilometer lang.
An den Checkpoints gibt es für den Musher und die Hunde immer ein paar Stunden Pause. Die Hunde bekommen Futter, der Musher eine kleine Mahlzeit und alle können sich ein wenig ausruhen. Danach geht es dann eben weiter, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit. Und je nach Rennen ist man dann eben zwischen 24 Stunden wie in Lieksa oder auch mal bis zu drei Tage bei größeren Rennen mit den Hunden unterwegs. Daniel ist übrigens tatsächlich vor ein paar Jahren finnischer Meister des Rennens in Lieksa geworden. Er hat auch schon beim berühmten Finnmarksløpet in Norwegen mitgemacht und hat dort am 500 Kilometerrennen teilgenommen.
Finntastic:
Gibt es auch bei euch vor Ort ein Hundeschlittenrennen?
Inga:
Seit ein paar Jahren haben wir hier mit dem „Ukkohalla Paljakka Ajot“ auch ganz in der Nähe ein kleines Huskyrennen. Die Strecke ist aber mit 120 Kilometern nicht so lang. Das Rennen startet im angrenzenden Skigebiet und geht dann auf der Langlaufloipe entlang und führt auch an unserem Haus vorbei. So konnten die Gäste in der Vergangenheit das Rennen bequem von der Pension aus verfolgen und dann auch Daniel anfeuern. Wir nutzen die Teilnahme an diesem Rennen übrigens auch als Trainingsrennen, denn so können sich die Hunde bereits an die Abläufe eines großen Rennens gewöhnen.
Finntastic:
Du hast Dein Islandpferd Tippa mit nach Finnland genommen? Was musste man beachten? Wie ging der Transport von statten?
Inga:
Ja genau, mein Pferd habe ich bereits seit elf Jahren und natürlich wäre ich nirgends ohne Tippa hingegangen. *lacht* Früher gab es hier an der Pension übrigens keine Pferde. Die Idee habe ich sozusagen mitgebracht. Und so haben wir zu meinem Islandpferd Tippa mit Soldis, Reiska und Trölli noch drei weitere Islandpferde dazu gekauft. Die Rasse ist übrigens sehr robust, denn auch in Island ist der Winter kalt. Unsere Pferde sind deshalb auch im Winter draußen im Offenstall.
Der Transport war eigentlich nicht wirklich kompliziert. Finnland gehört ja zur Europäischen Union, außerhalb der EU wäre es sicher komplizierter gewesen. Ich habe dazu einfach eine Spedition beauftragt, die auf sowas spezialisiert ist. Meine Möbel hingegen habe ich in den Pferdeanhänger gepackt und bin dann mit dem Auto samt Anhänger mit der Fähre nach Finnland übergesetzt. Mein Pferd ist ganz entspannt mit der Spedition nachgekommen. Wichtig war eben nur, dass man ein paar Tage vorher vom Tierarzt ein tierärztliches Attest ausgestellt bekommt, das nachweist, dass das Tier alle nötigen Impfungen hat, es also gechipt, gesund und somit reisetauglich ist.
Finntastic:
Und hast Du zum Abschluss noch Lust uns über ein spannendes Finnlanderlebnis aus Deiner Anfangszeit zu berichten, dass Du so schnell nicht vergessen wirst?
Inga:
Na klar, an ein besonderes Erlebnis erinnere ich mich noch genau! Es war im Herbst auf einer Reittour, als ich ganz allein unterwegs war. Tippa blieb plötzlich stehen und wollte nicht weiter. Und dann hörte ich etwas knacken und in rund zehn Meter Entfernungen kamen dann gleich zwei Elche aus dem Unterholz auf die Lichtung gestürmt. Es waren eine Elchkuh und ein Elchbulle, die offensichtlich miteinander beschäftigt waren. Was nicht verwunderlich war, denn es war gerade Brunftzeit! *lacht* Da haben Tippa und ich uns schon sehr erschreckt und ich glaube, ich bin dann eine Woche lang mit einem mulmigen Gefühl durch die Landschaft geritten. *lacht*
Und ein Erlebnis werde ich ganz sicher auch nicht vergessen: Damals war eine Freundin aus Deutschland zu Besuch und wir sind gemeinsam losgeritten. Daniel ist uns zu Fuß mit der Kamera gefolgt, weil wir noch Bilder für die Homepage brauchten. Auf dem Rückweg, kurz vor dem Hof, wo damals mein Pferd vorübergehend untergestellt war, habe ich in einiger Entfernung ein Tier entdeckt. Daniel meinte nur: „Ach das ist der Hofhund!“ Aber ich war mir sicher, dass es kein Hund war. Und als wir dann näher kamen und die Spuren im Schnee sahen, haben wir bemerkt, dass es ein Luchs war! Sowas siehst du echt selten! Selbst mein Schwiegervater, der sein ganzes Leben als Guide unterwegs war, hat noch keinen Luchs gesehen. Und ausgerechnet diesen Moment hatte Daniel dann eben nicht mit der Kamera festgehalten, obwohl er sie in der Hand hatte! Damit ziehe ich ihn heute noch auf! *lacht*
Finntastic:
Und was gibt es in der Umgebung noch so alles zu sehen?
Inga:
Was auf jeden Fall sehr sehenswert ist, ist der Hepoköngäs. Ich glaube der Wasserfall ist mit einer Höhe von 24 Metern sogar der höchste Wasserfalls Finnlands. Die Stromschnellen von Kiiminkijoki sind auch sehenswert. Und die Kirche von Puolanka, die der finnische Architekt Olavi Sortta aus Backstein und Holz entworfen hat, ist auch sehr hübsch. Ihre Form ist einer mittelalterlichen Steinkirche nachempfunden. Sie wurde erbaut, nachdem die ursprüngliche Kirche 1949 vom Blitz getroffen wurde und abgebrannt ist. Und dann finden hier in Puolanka eben einmal im Jahr die Pessimismuspäivät, also der Internationale Pessismismuskongress statt. Ansonsten gibt es hier einfach nur ganz viel unberührte Natur, also Wald, Seen und Sümpfe….*lacht* Und im Winter natürlich viel Schnee!
Finntastic:
Kiitos Inga, dass Du uns ein wenig von eurem Alltag auf der Huskyfarm und von eurem Reiseangebot erzählt hast. Das hört sich echt toll an. Und die Landschaft bei euch scheint unglaublich schön zu sein. Ich glaube, ich komme euch im nächsten Jahr einmal besuchen!
Inga:
Dir auch danke schön für das Interview. Und du bist selbstverständlich immer ein gern gesehener Gast in Puolanka auf unserer Huskyfarm.
Über den Nature Point Paljakka
In Puolanka, in der Gemeinde Kainuu, liegt die kleine Huskyfarm “Nature Point Paljakka“ mit dazugehöriger Pension, die Inga und Daniel Vollstedt zusammen mit Daniels Schwester, deren Freund und Daniels Mutter betreiben. Ein Eldorado für Naturliebhaber, denn das Gebiet grenzt an das finnische Naturreservat Paljakka, das wiederum an den Pallas-Yllästunturi Nationalpark grenzt. Das 3000 Hektar große geschützte Waldgebiet „Paljakka“ steht seit 1956 unter Schutz und zählt mit seinem uraltem Fichtenbestand zu den letzten noch ursprünglich erhaltenen Urwäldern Nordeuropas. Im Sommer kann man dort auf dem ausgewiesenen Rundwanderweg die Gegend entdecken.
Die familiengeführte Huskyfarm mit Pension am Rande des Naturreservats besticht durch ihre persönliche Atmosphäre. Fünf individuell eingerichteten Doppelzimmer mit Dusche und WC sorgen für einen entspannten und gemütlichen Aufenthalt. Im rustikalen Speiseraum mit einem Kamin aus Natursteinen wird typisch finnische Hausmannskost aus der Region serviert. Je nach Jahreszeit können unterschiedliche Erlebnis- und Unterhaltungsprogramme gebucht und die Gegend erkundet werden: Im Winter geht es zum Beispiel mit den Huskys auf Kufen durch die verschneite Landschaft.
Nicht nur im Winter auch im Sommer kann die Gegend hoch zu Ross mit dem Islandpferd erkundet werden. Wenn man Glück hat, sieht man neben wilden Rentieren, auch Elche, Füchse, Vielfraße oder Flughörnchen. Im Sommer bietet der Nature Point Paljakka auch ein Bärenbeobachtungsprogramm an.
Wer keine Lust auf Langlauf hat, kann im Winter im nahgelegenen Skigebiet die Abfahrtspisten erkunden oder sich mit dem Tretschlitten oder Schneeschuhen auf eine winterliche Wanderung begeben. Im Sommer können Mountainbikes für eine Radtour ausgeliehen werden. Ganzjährig bietet die pensionseigene Sauna mit gemütlichem Ruheraum, oder auch die robuste Holzsauna am nahgelegenen Iso Särkijärvi, ein zusätzliches Wellnessprogramm ganz nach finnischer Tradition.
Alle Informationen zum Aufenthalt im „Nature Point Paljakka“ und zu den einzelnen Tourangeboten gibt es unter www.naturepoint.fi sowie auf Facebook.
Schönes Interview liebe Inga!!!
Liebe Grüsse aus der Schweiz
Ursula
Es war ein super toller Winter Urlaub bei ihnen.
Ich kann es nur empfehlen.