Ailos Reise, ist eine finnisch-französische Co-Produktion und eine herzergreifende Geschichte über das erste Lebensjahr des kleinen Rentiers Ailo und seine Herde – eine der letzten vier freilebenden Rentierherden im norwegischen Teil Lapplands (Finnmark). Heute zum Valentinstag kommt die unterhaltsame Tiergeschichte, die gleichzeitig auch eine Ode an die Schönheit und Einzigartigkeit der Natur Lapplands und seine Bewohner sowie gleichzeitig ein Appell an die Schutzbedürftigkeit der atemberaubenden Landschaft Nordeuropas ist, auch bei uns auf die Leinwand!
Ein Gang ins Kino lohnt sich: nicht nur aufgrund der wunderschönen Landschaftsaufnahmen, sondern auch, weil der Filmverleih NFP zehn Cent pro Kinoticket an den WWF spendet und dieser sich seit Jahren auch für den Schutz freilebender Rentiere zum beispiel im russischen Teil Lapplands einsetzt!
Die Geschichte eines kleinen Rentieres
Der Film beginnt mit einer Nahaufnahme. Als die Kamera langsam herauszoomt wird klar, das ist das Fell einer trächtigen Rentierkuh – im Hintergrund die atemberaubend, schöne Winterlandschaft der Finnmark. Es ist April: Noch immer ist die Landschaft im norwegischen Teil Lapplands tief verschneit. Im Hintergrund erstreckt sich ein gigantisches Gebirgsmassiv, die Winterweiden der Rentiere, und auf der anderen Seite ragen bergartige Hügel in den Himmel, die von tiefen Fjorden unterbrochen werden, deren Oberfläche noch teilweise mit Eis bedeckt ist.
Die Rentiere sind auf dem Weg von ihrem Winterquartier im Gebirge hinunter ins Tal, in die bewaldeten Gebiete der Taiga, wo die Rentierkühe im Schutz der hohen Fichten ihre Kälbchen zur Welt bringen. Ailos Mutter ist hin- und hergerissen: Soll sie der Herde folgen, auf ihrer Reise zu den Sommerweiden oder bereits jetzt hier im Fjell zwischen den ersten vereinzelten kleinen Fichten ein geschütztes Plätzchen für die Geburt ihres Kälbchens finden?
Und auch wenn sie weiß, dass die Sommerweiden der bessere Ort für die Geburt sind, merkt sie, dass sie nicht mehr viel Zeit hat: Das Kleine will nicht mehr warten…
Und so sucht sie im Schutz der spärlichen Tannen nach einem geeigneten Platz für die Geburt – doch das bedeutet von nun an auch, dass Mutter und Kind eine ganze Weile ohne den Schutz der Herde auskommen müssen und sie erst einmal auf sich alleingestellt sind. Denn die Herde ist ohne sie weitergezogen…
Ailo und sein Blick auf die Welt
Und so kommt Ailo, das kleine Rentier, fernab der Herde im Fjell der Finnmark, der norwegischen Tundra, zur Welt. Schnell muss Ailo die Gesetze und Gefahren seiner Umgebung begreifen, denn das ist die einzige Möglichkeit in dieser rauen Umgebung zu überleben.
In Lappland erzählt man den Kindern: Ein neugeborenes Rentier hat fünf Minuten Zeit sich auf seine wackeligen Beinchen zu stellen und fünf Minuten, um zu lernen, wie man rennt und schwimmt.
(Aus Ailos Reise)
Und so beginnt mit Ailos erstem Atemzug ein im wahrsten Sinne des Wortes rentierstarkes Abenteur. Gemeinsam mit seiner Mutter kämpft sich Ailo durch die verschneite und gefrorene Tundra, durch die Fluten imposanter Fjorde und entlang unwegsamer Bergkuppen. Jeder neuer Tag birgt dabei für Mutter und Kind so allerlei schöne Überraschungen, aber leider auch Gefahren und Prüfungen, die das Leben in der Wildnis Lapplands so mit sich bringt.
Ailo und seine Mutter begegnen auf ihrer Wanderung auch zahlreichen anderen wilden Tieren: lustigen Kameraden wie flinken Eichhörnchen, schnellen Hasen, pummeligen Lemmingen oder frechen Hermelinen aber auch gefährlichen Weggefährten, wie dem schlauen Polarfuchs, dem König der Lüfte, dem Steinadler und stets hungrigen Vielfraßen. Und natürlich auch besonders gefährlichen Raubtieren, wie Bären und Wölfen, die ihren Weg kreuzen und vor denen sich nicht nur das kleine Rentier Ailo und seine Mutter, sondern auch die gesamte Rentierherde in Acht nehmen muss.
Auf dem Weg zur Herde ins Tal und später gemeinsam mit seinen Artgenossen in der Taiga Lapplands wächst Ailo zu einem erwachsenen Rentier heran und lernt jeden Tag etwas Neues dazu! Ein wirklich toller Film, mit beeindruckenden Landschaftsaufnahmen und tollen Aufnahmen der tierischen Bewohnter Lapplands!
Der Film, seine Botschaft und Anke Engelke als Erzählstimme
Regisseur Guilliaume Maidatchevsky ist Biologe und Wissenschaftsjournalist und hat bereits für zahlreiche europäische TV-Sender wie ARTE, National Geographic, France Télévision oder das ZDF Tierreportagen gedreht, bevor er sich an das Projekt „Kinofilm“ wagte. Er bringt daher eine Menge Erfahrung in puncto Naturdokumentation mit.
Die Ausgangsidee zum Film: Maidatchewsky wollte seinen Kindern den echten Lebensraum wilder Rentiere nahebringen und nicht die künstliche Weihnachtsdorfidylle, wie im Santa Claus Village in Rovaniemi. Das erzählt der Regisseur im Interview mit Anke Engelke, die übrigens auch die deutsche Synchron- und Erzählstimme des Films ist.
Zudem wollte Maidatchevsky die beeindruckenden Fähigkeiten der Rentiere zum Überleben in der klirrenden Kälte lappländischer Winter und der unberechenbaren, nordischen Wildnis würdigen. Und gleichzeitig ist sein Film auch ein Appell an die Schutzwürdigkeit dieser einzigartigen Landschaft.
Eine Landschaft, die durch den Klimawandel und den Eingriff des Menschen, beispielsweise durch Rodungen für Windparks, Staudämme oder neue Eisenbahntrassen und den Bergbau immer mehr in Gefahr gerät. Ein stetiger Eingriff, der nicht nur das Leben der Fauna und Flora, sondern auch das der Samen und ihre indigen Kultur in Gefahr bringt. Denn die Samen leben noch heute stark im Einklang mit der Natur. Zehn Prozent von Ihnen halten Rentiere und leben von der Rentierzucht. Ihre Herden sind halbdomestiziert. Sie wandern das ganze Jahr über frei durch die wilde Landschaft Lapplands.
Um zu erleben, warum die Natur schützenswert sei, müssten wir sie daher erleben und verstehen, so der Regisseur von Ailos Reise.
Eine Herausforderung sei es daher gewesen, die Persönlichkeit des Rentieres herauszuarbeiten und beim Zuschauer Emotionen für das Tier zu wecken: Denn Rentiere sind Pflanzenfresser und damit nicht unbedingt tierische Helden wie der Wolf, sondern eher Gejagte im Kreislauf der Natur.
Und so sei es besonders wichtig gewesen, die Tiere nicht als Opfer der Natur, sondern als mutige, eigenständige Charaktere zu porträtieren, die im Kampf der Natur ums Überlegen so manches Abenteuer meistern müssen. Dafür war es natürlich erforderlich, ihre Blicke, ihre Bewegungen und andere Details einzufangen, um dem Zuschauer zu zeigen, wie ein Rentier die Welt sieht, riecht, schmeckt und fühlt.
Herausforderung beim Dreh: Das Wetter und der richtige Moment
Die Herausforderung beim Dreh sei dabei nicht nur technischer Natur gewesen, sondern auch das Wetter und die Tatsache zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. So folgte Maidatchevskys Filmteam rund zwei Jahre lang mehrere Monate einer der vier letzten freilebenden Rentierherden der Finnmark, teils unter extremen Wetterkonditionen, um die Rentiere in ihrem Lebensraum zu filmen und ihr Leben zu dokumentieren.
Witzig sei dabei gewesen, dass nicht das Filmteam Ailo als Rentierprotagonist ausgesucht habe, sondern Ailos Mutter das Filmteam. „Die Rentierkuh folgte uns beim Dreh und wir gewannen ihr Vertrauen“, verrät der Regisseur Anke Engelke ebenfalls im Interview. Schließlich hatte das Filmteam so die Möglichkeit Ailos Geburt bis ins Detail zu filmen. Natürlich habe man stets einen gewissen Abstand zu den Tieren eingehalten. Und beim Dreh musste das Team auch stets Geduld haben.
Und die Geduld hat sich ausgezahlt! Die atemberaubenden Landschaftsaufnahmen, der perfekt auf den Film abgestimmte Soundtrack und Anke Engelkes mitreißende Erzählstimme in der deutschen Version entführt den Zuschauer dabei in die wilde Natur Lapplands und gibt einem als Zuschauer tatsächlich das Gefühl hautnah dabei zu sein!
Neben schönen Momenten gibt es im Film natürlich auch Jagdszenen, wie die Verfolgung der Rentierherde durch die Wölfe, oder es wird gezeigt, wie die Wölfe sich über ein totes, am Boden festgefrorenes Rentier hermachen. Aber die Aufnahmen sind nie brutal und damit stets kindgerecht aufgearbeitet.
Fazit: Sehenswert: Ein Muss für alle Rentierfreunde und Naturliebhaber
Ein beeindruckender Dokumentarfilm mit einer bewegenden Geschichte für Groß und Klein, der nicht nur den Zuschauer für die Landschaft und seine Bewohner begeistert, sondern auch Bewusstsein für die Schutzwürdigkeit dieses Ökosystems schafft, für den Klimawandel sensibilisiert und deutlich macht, wie wichtig es ist, dass wir unseren Anspruch nach Konsum und Moderne nicht über die Daseinsberechtigung der Natur stellen! Geeignet auch für Familien mit Grundschulkindern, Naturfans und solche die es werden wollen!
Deutscher Teaser „Ailos Reise“
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Noch mehr Infos über den Film „Ailos Reise“
- offizielle Homepage von „Ailos Reise“ (Finnisch) – Ailo – pienen poron seikkailu
- finnischer Trailer von Ailos Reise