Finnlands Saunakultur: Der Weg zu innerer Ruhe

(FOTO: Finntastic) Ein zumeist rot gestrichenes Saunahäuschen findet man fast an jedem See in Finnland.
(FOTO: Finntastic) Ein zumeist rot gestrichenes Saunahäuschen findet man fast an jedem See in Finnland.

Warum ist die Sauna ein fester Bestandteil der finnischen Kultur und Identität? Was ist so gesund am Saunieren und gibt es Regeln, die Ihr beim Gang in die Sauna beachten solltet? Antworten liefere ich euch in meinem Blogpost über die finnische Saunakultur!

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Die Finnen und ihre Sauna

Helsinki Sauna Day 2016
(FOTO Eetu Ahanen/Helsinki Sauna Day) Die Finnen lieben ihre Sauna. In Helsinki wird jedes Jahr der Helsinki Sauna Day zelebriert. Doch auch sonst gehen die Finnen regelmäßig im Dampfbad schwitzen.

Finnland ist nicht nur das Land der tausend Seen, sondern auch das Land der meisten Saunen pro Einwohner. Auf rund 5,2 Millionen Finnen fallen im Durchschnitt zwei Millionen Saunen – das macht rund drei Finnen pro Sauna. Jedes Wohnhaus, alle Sommerhäuschen und meistens auch jede Mietwohnung hat eine Schwitzstube. Jede Mietpartei hat diese nach einem genau geregelten Saunaplan mindestens einmal die Woche für mehrere Stunden zur Verfügung. Man kann also durchaus behaupten, dass jeder Finne mindestens einmal die Woche in die Sauna geht.

Die Finnen lieben und pflegen ihre mehr als 1.500 Jahre alte Saunakultur akribisch. Sauna gehört einfach zum finnischen Alltag dazu, wie Käse in die Schweiz und Weißwurscht nach Bayern. Jeder Finne wird von klein auf an die Sauna herangeführt und so gibt es nahezu keinen Finnen, der noch nicht bei 80 bis 100 Grad in der Sauna geschwitzt hat.

Sauna – Wellness für Körper und Geist

Löyly Sauna von innen
(FOTO: Pekka Keränen) Sauna ist gesund, dessen sind sich die Finnen schon lange bewusst. Wer keine eigene Sauna hat, kann zum Beispiel in der neuen öffentlichen Sauna „Löyly“ in Helsinki in geselliger Runde schwitzen.

Doch was genau ist denn jetzt so toll am Saunieren? Das ist ganz einfach zu erkären: Sauna ist gesund! Durch das Schwitzen werden Herz, Kreislauf und Immunsystem gestärkt. Man wird robuster gegenüber Erkältungen. Diese Eigenschaft ist neben der angeborenen Durchsetzungsstärke bzw. Widerstandsfähigkeit, dem so genannten „Sisu“, besonders im langen und kalten, finnischen Winter von entscheidender Bedeutung. Die Finnen schwören regelrecht auf die gesundheitsfördernde Wirkung ihrer Schwitzstube. Daher existiert in Finnland auch das Sprichwort: „Wenn Teer, Schnaps und Sauna nicht helfen, dann ist die Krankheit tödlich(Finnisch.: „Jos ei viina, terva ja sauna auta, niin tauti on kuolemaksi“. Und zu guter Letzt: Sauna enspannt Körper und Geist.

Eine über 20 Jahre hinweg durchgeführte Studie der Universität Ostfinnland mit rund 2000 männlichen Probanden will nun sogar herausgefunden haben, dass regelmäßiges Schwitzen das Demenz-Risiko senkt – zumindest bei Männern. Die Wahrscheinlichkeit an Alzheimer zu erkranken war in der Gruppe der häufigen männlichen Saunagänger 65 Prozent niedriger, als bei den Teilnehmern, die nur einmal die Woche in die Sauna gingen. Bei anderen Demenzformen war der entsprechende Wert sogar 66 Prozent niedriger.

Frühere Studien haben darüber hinaus gezeigt, dass auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch den regelmäßigen Saunabesuch sinkt. Jari Laukkanen von der Universität Ostfinnland vermutet, dass ein gesundes Herz einen positven Einfluss auf das Gehirn und somit auf das Demenzrisiko hat. Er glaubt aber auch, dass das Gefühl des Wohlbefindens und der Entspannung, das man während eines Saunagangs verspürt, eine große Rolle spielt. Menschen mit Herzerkrankungen und Herzfehlern sollten ihrer Gesundheit zuliebe allerdings besser auf den Gang in die Sauna verzichten.

Entspanntes Schwitzen in geselliger Runde

In der Sauna
(FOTO: Eetu Ahanen/Helsinki Sauna Day) Die Finnen schwitzen gerne gemeinsam in der Sauna

Besonders wichtig ist den Finnen beim Saunieren auch der gemeinschaftliche Aspekt: Ob Ihr es glaubt oder nicht, Finnen entspannen gerne in geselliger Runde in der Sauna – natürlich getrennt nach Geschlechtern, versteht sich! Besonders an Feiertagen wie Juhannus (Midsommer) oder an Weihnachten gehört der Gang ins Dampfbad zum Feiertagsritual. Doch auch sonst geht der Finne sehr gerne eine Runde gemeinsam schwitzen. Oft wird hierbei gemeinschaftlich geschwiegen. Gerne führt der Finne  in der Schwitzstube aber auch intensive und persönliche Gespräche.

Zudem dient die Sauna als Schauplatz wichtiger Entscheidungen. Denn in der Sauna sind alle nackt und somit gleichgestellt. Das bietete die beste Voraussetzung für faire Verhandlungen. Das hat bereits der ehemalige, finnische Staatspräsident Urho Kekkonen erkannt und erhob das Schwitzen zur hohen Kunst der Diplomatie. Er lud finnische Politiker und ausländische Staatsgäste gerne ins Dampfbad ein. So saunierte er bereits mit politischen Köpfen wie Helmut Kohl oder dem ehemaligen russischen Staatspräsidenten Michail Gorbatschow.

Daher hat auch das finnische Parlamentsgebäude eine Sauna mit Schwimmbereich. Dort treffen sich die Kabinettsmitglieder gerne, um gemeinsam in entspannter Atmosphäre zu diskutieren. Auch viele Große Firmen besitzen eine Schwitzhütte, die besonders gerne genutzt wird, wenn Geschäftspartner aus dem Ausland anwesend sind. Da die Finnen, wie bereits erwähnt, grundsätzlich getrennt nach Geschlechtern saunieren, wird dies in Politik und Wirtschaft zunehmend zum Problem – denn gerade in Finnland gibt es immer mehr Frauen in hohen Positionen.

Das soll aber nicht heißen, dass den Finnen das missfällt – im Gegenteil. Denn in puncto Gleichberechtigung  hat Finnland die Nase vorn. Als erstes europäisches Land führte Finnland im Jahr 1906 das aktive und passive Wahlrecht für Frauen ein.  Geschäftsgespräche in der Sauna lassen sich daher heutzutage einfach schlecht mit der alten Tradition verbinden, die besagt, dass Frauen und Männer getrennt saunieren! Gemischt besucht man die Sauna in Finnland nämlich nur innerhalb der Familie und wenn man sich bereits jahrelang kennt.


Ursprung der finnischen Saunatradition

Doch wo genau liegen denn nun die Wurzeln der finnischen Saunatradition? Sie reichen weit zurück. In früheren Zeiten galt die Sauna als Ort der Ruhe und der seelischen und körperlichen Reinigung, denn sie war der einzige Ort, an dem es warmes Wasser gab. Kranke wurden in der Sauna gepflegt. Tote wurden in der Sauna aufgebahrt und erhielten dort die Totenwäsche. Da die Sauna oft als der hygienischste Ort des Hauses galt, kamen in der Sauna früher auch die Kinder zur Welt. In der Sauna wusch und trocknete man außerdem seine Wäsche. Auf dem Land wurde die Sauna auch zum Räuchern von Fisch und Fleisch oder zum Trocknen von Flachs und Getreide zweckentfremdet.

Saunaformen – Von der Rauch- über die Block- bis hin zur elektrischen Sauna

Die Savusauna – die so genannte Rauchsauna – ist die ursprünglichste aller Saunaformen. Sie hat keinen Schornstein. Der Ofen steht frei im Raum und der Rauch zieht durch die Steine hindurch, die Wände entlang und durch ein kleines Fenster nach draußen. Das Beheizen dauert meist mehrere Stunden, wobei die Tür zur Sauna offen bleibt, da mehrmals Holz nachgelegt werden muss.

In einer Rauchsauna darf übrigens keinesfalls Tabak geraucht werden, denn man sitzt dort nicht im Rauch. Die Rauchsauna ist erst startklar, wenn das Feuer erloschen und der Rauch komplett abgezogen ist. Natürlich sind die Wände und Bänke mit Ruß überzogen und man kommt selbstverständlich leicht verrußt  aus der Rauchsauna. Doch einen Vorteil hat die Savusauna: Die Temperatur steigt meistens nie über 80 Grad. Gerade für Saunaanfänger ist die Rauchsauna daher perfekt für den Einstieg ins Saunieren.

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(VIDEO: Mikko Niemi) Der Finne Heikki Remes erklärt, wie  eine traditionelle, finnische Rauchsauna angeheizt wird und gibt Einblick in die Kultur der Savusauna.

Leider gibt es auch in Finnland kaum mehr Rauchsaunen. Schätzungsweise ist nur noch jede hundertste Sauna eine Savusauna. Grund dafür ist, dass Rauchsaunen oft unvorsichtig beheizt werden und dadurch vollständig abbrennen. Die älteste Rauchsauna Finnlands befindet sich noch immer 20 Kilometer von Helsinki entfernt in Espoo, in der Nähe der Kirche. Auch in Vantaa im Ausflugszentrum Kuusijärvi gibt es seit 2002 eine neue Rauchsauna. Mehr verbreitet sind in Finnland mittlerweile jedoch Blockhaus- oder elektrische Saunen.


Birkenbüschel, Bratwurst und Bier – Finntastischer Sauna-Guide

Sauna am See
(FOTO: Finntastic) Nach der Sauna geht es zur Abkühlung eine Runde Schwimmen im See.

Die Finnen behaupten  gerne, dass es keine festen Regeln für den Gang in die Sauna gibt. Jeder sauniert einfach wie, so oft und so lange er will. Doch ein paar kleine Dinge solltet Ihr bei eurem Besuch in einer finnischen Sauna trotzdem beherzigen. Hier kommt mein FINNTASTISCHER SAUNA-GUIDE für euch:

Tipp Nr. 1:
Niemals eine Einladung in die Sauna ausschlagen! Die Einladung gilt als Wertschätzung und Vertrauensbeweis. Eine Ablehnung wird immer als Zurückweisung empfunden! Nur wer eine Grippe, Erkältung oder eine Herzerkrankung hat, hat einen wirklich triftigen Grund, nicht gemeinsam zu schwitzen!

Tipp Nr. 2:
Vor der Sauna ausgiebig duschen! Reinheit in der Sauna ist in Finnland oberstes Gebot! Zudem gibt es spezielle Saunahandtücher, auf die man sich in der Sauna setzt oder die man sich beim Verlassen der Sauna umwirft. Nicht zu verwechseln mit dem Badehandtuch, das man am Ende des Saunierens zum Abtrocknen nach dem Duschen verwendet.

Tipp Nr. 3:
Jeder sauniert pro Saunagang so lange er kann und so lange er will. Üblich sind zumeist zwei bis drei Saunagänge mit einer Länge von zehn bis fünfzehn Minuten, wobei für die Sauna grundsätzlich viel Zeit eingeplant wird. Dazwischen kühlt man sich durch kaltes Abduschen, den Sprung ins kühle Seewasser und im Winter mit dem Eintauchen ins Eisloch oder durch das Abreiben mit Schnee ab. Aber Vorsichtig: Niemals ohne Vorerfahrung sofort nach der Sauna ins Eisloch hüpfen, das kann zu einem Kreislaufkollaps oder im schlimmsten Fall zum Herzinfarkt führen! Außerdem viel Trinken,  denn durch das Schwitzen verliert der Körper viel Flüssigkeit. Die Finnen trinken übrigens am liebsten stilles Wasser, am besten direkt aus dem Wasserhahn. Doch auch Bier, Cider, und Soft Drinks sind unter den saunawütigen Finnen beliebt.

Eislochschwimmen
(FOTO: Eetu Ahanen/Helsinki Sauna Day) Um sich abzukühlen, hüpft der mutige Finne im Winter gerne auch mal nach der Sauna ins Eisloch

Tipp Nr. 4:
Sauna hat grundsätzlich nichts mit Sexualität zu tun. Sie dient einzig und allein der Entspannung sowie der körperlichen Reinigung. Sauniert wird daher grundsätzlich getrennt nach Geschlechtern. Nur innerhalb der Familie und unter guten Freunden ist es üblich, dass Männlein und Weiblein gemeinsam in die Sauna gehen. Auch im Geschäftsleben sauniert man niemals gemischt.

Tipp Nr.5:
Sauniert wird selbstverständlich textilfrei. Man platziert sich aber stets auf einem eigens dafür vorgesehenen Saunahandtuch. Für die Finnen ist Nacktheit etwas total Natürliches. Schamgefühl in der Sauna kennen die Finne nicht. Sie respektieren es aber, wenn man als Gast in der Sauna lieber sein Handtuch umwickelt oder in Badekleidung erscheint. Dennoch schwitzt es sich nackt besser, so kann der Körper besser transpirieren.

Tipp Nr. 6:
Zumeist ist derjenige für den Aufguss (finnisch löyly) verantwortlich, der am nächsten zum Saunaofen sitzt. In Finnland darf nämlich jeder einen Aufguss machen. Der Saunameister ist dort sozusagen arbeitslos. Aufgüsse mit speziellen, ätherischen Ölen sind in Finnland übrigens verpönt. Anders als in deutschen Wellnessoasen setzt man beim finnischen Saunaerlebnis ganz auf „Natur pur“. 

Für den Aufguss reicht einfaches Wasser, das mit einer Schöpfkelle (finnisch kauha) auf die heißen Steine geschüttet wird. Auch Bier wird eher selten auf den Saunaofen gegossen, obwohl es einen sehr angenehmen Geruch wie frisch gebackenes Brot versprüht. Lieber trinkt der Finne nach der Sauna ein kühles Saunabier. Hingegen ist es üblich, so genannte Saunawürste auf dem Saunaofen zu garen, die nach der Sauna mit leckerem, finnischen Senf verputzt werden.

Natur pur - der finnische Aufguss
(FOTO: Harri Tarvainen & Visit Finland) Auch in der Saunatradition spiegelt sich die Naturverbundenheit der Finnen wider: ätherische Öle und andere Aromen sind in der finnischen Sauna tabu.

Tipp Nr. 7:
Mit frisch gebundenen Büscheln aus Birkenzweigen, die in Westfinnland „vihta“ und in Ostfinnland „vasta“ heißen, wird sich gegenseitig sanft auf den Rücken geschlagen. Das entfernt obere Hautschichten, massiert die Haut und förderte die Durchblutung. Die Zweige werden vor dem Gebrauch zunächst in warmem Wasser eingeweicht und dann kurz auf den Saunaofen gelegt. Durch die Wärme werden die wohltuenden und natürlichen,  ätherischen Öle aus den Blättern der Birke  freigesetzt. Der Birkensud kann übrigens auch als erster Aufguss genutzt werden. Für das  perfekte Saunaerlebnis im  Herbst und Winter werden im frühen Sommer  Birkenbüschel gebunden und getrocknet.

Tipp Nr. 8:
In der Sauna kann, muss aber nicht geschwiegen werden. Oft werden auch geschäftliche und politische Verhandlungen in der Sauna geführt oder ganz persönliche Gespräche. Streiten hingegen ist in der Sauna ein No Go! Erlaubt sind nur konstruktive Gespräche. Denn das finnische Dampfbad gilt als Ort der Begegnung und der Gemeinschaft sowie der Entspannung. Meist schweigt man aber auch gerne in geselliger Runde.

Tipp Nr. 9: (Wichtig)
Nach dem Gang in die Sauna unbedingt dem Gastgeber für das Saunieren danken! Auf Finnisch heißt das: „Kiitos Saunasta!“ Alles andere wird als äußerst unhöflich empfunden.

Tipp Nr. 10:
Sollte ein Finne eine Verabredung mit den Worten ablehnen, dass er gerade aus der Sauna kommt, so sollte man das akzeptieren. Denn die Finnen legen großen  Wert darauf, dass sie nach der Sauna noch für ein paar Stunden weiter  relaxen und die Stille genießen können.

Birkenbüschel
(FOTO: Kari Ylitalo) Mit frisch, gebundenen Birkenbüscheln wird sich in der Sauna gegenseitig auf den Rücken geklopft. Das fördert die Durchblutung.

Helsinkis öffentliche Saunen – Schwitzen in der finnischen Hauptstadt

Löyly Terrasse
(FOTO: Pekka Keränen) Von der Terrasse der Helsinkier Löyly Sauna hat man einen finntastischen Blick auf die Ostsee

Öffentliche Saunen werden in Finnland immer weniger. Helsinki beispielsweise besaß in den 30er Jahren einmal über 100 öffentliche Saunen. Heute gibt es nur noch fünf, denn in den 60er- und 70er-Jahren wurden die meisten öffentlichen Saunen durch die Gemeinschaftssauna in den Mietshäusern ersetzt. Und auch jedes Wohnhaus in Finnland hat heutzutage meistens eine eigene Sauna.

Die 1928 erbaute Kotiharju Sauna im Helsinkier Stadtteil Kallio, mit ihrem mannshohen Holzofen, ist die letzte öffentliche, holzbeheizte Sauna in Helsinki. Gäste können zusätzlich eine Massage genießen oder die uralte Methode des Schröpfen ausprobieren. Des Weiteren gibt es in Kallio die gasbeheizte Arla Sauna und im Stadtteil Hermanni die mit Holzpellets befeuerte Sauna Hermanni. Sie wurde in den 50er-Jahren erbaut und vor einiger Zeit komplett modernisiert.

In unmittelbarerer Nachbarschaft zu Kallio, im Hafenbezirk Merihaka liegt die Kultuurisauna (Kultursauna). Dort kann man sich nach der Sauna im kühlen Ostseewasser oder im Winter mit dem Sprung ins Eisloch abkühlen. Während des Saunierens hat man durch die eckigen Holzfenster einen tollen Blick auf die gegenüberliegende Seite des Hafenbeckens. Vom Innenhof aus schaut man auf die neuen Wohnblöcke von Kruununhaka und linker Hand  auf die Kohleberge des Kraftwerkes. Hier und da ziehen vereinzelt Schiffe vorbei.

Die Kultuurisauna wurde im Rahmen des Welt-Design-Hauptstadtjahres 2012 von der japanischen Designerin Nene Tsuboi gestaltet und vom finnischen Architekten Tuomas Toivonen ganz aus Holz errichtet. Den Namen „Kultuurisauna“ adaptierten die beiden übrigens aus einem 1925 veröffentlichenten Artikel des berühmten, finnischen Architekten Alvar Aalto, dem die Errichtung einer modernen, unkonventionellen Sauna, einer Kultursauna vorschwebte.

Löyly Sauna in Hernesaari
(FOTO: Pekka Keränen) Die neue öffentliche Sauna Löyly im Helsinkier Stadtteil Hernesaari

Im Frühjahr 2016 eröffnete ein neuer Saunakomplex mit dem Namen „Löyly“ seine Türen an der Südspitze der Helsinkier Halbinsel Hernesaari. Das neun Meter hohe Gebäude aus Holz samt Terrasse erstreckt sich über stolze 1800 Quadratmeter und ist aufgrund seiner faszinierenden Bauart auch für Architektur- und Designliebhaber zu einer neuen Attraktion geworden. Gäste können von der großen Terrasse aus, neben dem Gang in die Sauna und finnischen Spezialitäten, wie  Fisch aus nachhaltiger Fischerei,  einen herrlichen Blick auf die finnische Ostsee genießen.

Zudem ist der Hafen am Kalasatama seit einigen Jahren zum Schauplatz  experimenteller, urbaner Kultur geworden. Ein Pionierprojekt dieser Kulturbewegung ist die Sompasauna. Die bunt bemalte, kleine Saunahütte, die mit Sammelholz und einem Ofen beheizt wird, der auf der Straße gefunden wurde, steht jedem in Helsinki für den Saunagang frei zur Verfügung. Einzige Bedingung: Jeder Saunafan muss sich sein Feuerholz für den Ofen selbst mitbringen.

Sompasauna
(FOTO: Eetu Ahanen/Helsinki Sauna Day) Die Sompasauna steht nicht nur am Helsinki Sauna Day, sondern ganzjährig jedem zum entspannten Saunieren zur Verfügung

In der ersten Zeit wurde die Sompasauna immer wieder von der Stadt Helsinki abgerissen. Dank des Engagements einiger passionierter Anhänger der urbanen Saunabewegung, die die Sompasauna immer wieder an anderer Stelle neu aufbauten, wird sie mittlerweile von der Stadt Helsinki geduldet. Im Jahr 2015 erhielt die urbane Schwitzstube sogar den „Helsinki Cultural Act of the Year“. Seitdem machen sich immer mehr Menschen in Helsinki mit selbst gesammeltem Feuerholz auf den Weg zur Sompasauna. Auch die nahegelegene Tankstelle hat den Trend erkannt und hat seit einiger Zeit Feuerholz im Angebot.

Mehr Informationen zur Sompasauna unter www.sompasauna.fi. Dort könnt ihr auch eine Spende hinterlassen, wenn ihr das tolle Kulturprojekt unterstützen wollt.

Darüber hinaus gibt es in Helsinki zahlreiche weitere Möglichkeiten zum Saunieren. Auf dem CampingplatzRastila Camping“ und auf den Inseln „Uunisaari“ und  Suomenlinna können Saunen für die Privatnutzung angemietet werden.  Neben mehreren großen Schwimmbecken hat auch der nur wenige Meter vom Helsinkier Marktplatz entfernte Allas Sea Pool drei Saunen sowie ein Café im Angebot. Gerade wird der Sea Spa allerdings renoviert. Pünktlich zur Schönwettersaison wird er im Frühjahr 2017 wiedereröffnet.

Und auch die Insel Saunasaari hat sich ganz der Saunatradition verschrieben. Dort gibt es drei traditionelle Savusaunas (Rauchsaunen), die man für Freunde, Familie oder After-Work-Veranstaltungen reservieren kann. Wer einmal eine richtig traditionelle, finnische Sauna aus dem 19. Jahrhundert erleben möchte, sollte die Sauna Kaurila ausprobieren. In diesem traditionellen Saunahaus gibt es keinen Strom. Kerzen sorgen für das nötige Licht sowie antike Möbel und spezielles Design für eine entspannte Atmosphäre mit Tradition. Die Sauna kann für Gruppen ab 15 Personen sowie für Pärchen angemietet werden. Auch im nahegelegenen Vantaa gibt es seit März 2002 eine Rauchsauna im Ausflugszentrum Kuusijärvi.

Die älteste Rauchsauna steht übrigens 20 Kilometer von Helsinki entfernt, in Espoo, in der Nähe der Kirche und das älteste Badehaus Finnlands, die 1906 erbaute Rajaportin Sauna, befindet sich in Tampere – genauer gesagt im Stadtteil Pispala. Dieser ist seit 1937 ein Ortsteil von Tampere und heute die wohl teuerste Wohngegend der Stadt.

Ganz sicher gibt es auch in anderen Finnischen Städten tolle, öffentliche Saunen und Saunen, die man privat anmieten kann. Da ich mich am besten in der Region Helsinki auskenne, habe ich mich im Artikel auf die Saunen dort beschränkt. Habt Ihr noch einen Tipp für eine typisch, finnische Sauna in Finnland, dann lasst es mich wissen. Schreibt mir eine Mail an info@finntastic.de oder postet mir eure Empfehlungen in einem Kommentar unter den Beitrag.  Ich nehme sie gerne in meine Auflistung auf.


International Sauna Day – Ein ganzer Tag im Zeichen des Schwitzens

Helsinki Sauna Day
(FOTO: Eetu Ahanan/Helsinki Sauna Day) Am International Sauna Day kann jeder seine  Sauna der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen

Das Sauna-Event hat sich aus dem Helsinki Sauna Day entwickelt, einer Idee von Stadtmacher Jaakko Blomberg von Helsinki Urban Art. Wer eine private Sauna besitzt, egal ob Privatperson oder Unternehmer, der kann sie am International Sauna Day kostenlos für jederman zugänglich machen. Und wer keine eigene Sauna besitzt, an diesem Tag aber Lust auf das gemeinschaftliche Schwitzen hat, der kann auf der Website aus einem riesigen Saunapool auswählen. Einzige Bedingung: man muss seinen Saunaplatz beim jeweiligen Gastgeber vorher online reservieren.


Finnfloat Saunafloß auf dem Müggelsee bei Berlin

FINNFLOAT Spa-Saunafloß
(FOTO: FINNFLOAT/Rebecca Lang) Saunieren in der Floßsauna:  FINNFLOAT macht es möglich!

Seit Frühjahr 2017 gibt es den Saunatrend in Floßform auch bei uns in Deutschland. Bislang gab es in Deutschland tatsächlich kein vergleichbares Saunaangebot wie das FINNFLOAT. In Potsdam hat zwar ein Wellness Hotel ein Saunafloß auf dem See, auf dem Darß oder der Havel gibt es Hausboote, die eine Sauna haben. Doch die Kombination des Saunaangebotes von FINNFLOAT ist einzigartig in Deutschland. Als erstes Spa-Saunafloß auf dem Müggelsee bietete es ein exklusives Saunaangebot für Freunde und Familie.

Frei nach dem Motto „CLEARING YOUR MIND & CLEARING YOUR BODY“ können Kunden die Sauna sowie das Naturpanorama und das kühle Nass des Müggelsees genießen. FINNFLOAT setzt auf ein ganzheitliches Wellnessangebot, individuelle Aufgüsse sowie Aromaöl-Therapien und bietet ganz unterschiedliche Saunapakete an, die Finnlandliebhaber direkt über die Website www.finnfloat.de buchen können. Im Angebot sind zum Beispiel eine Moonlight-Sauna mit Übernachtung im Saunafloßcamp auf dem Müggelsee, ein romantisches Saunaerlebnis für zwei oder ein Saunaerlebnis mit Open-Air Dinner aus der Saunaküche. Außerdem kann das Saunafloß auch für Junggesellenabschiede gebucht werden.

FINNFLOAT_Interior
(FOTO: FINNFLOAT/Rebecca Lang) Auf dem Müggelsee lässt es sich ab Frühjahr 2017 in der Floßsauna entspannen.

Visit Finland Saunatour 2017

Sauna Tour 2017 - Visit Finland
(FOTO: Harri Tarvainen & Visit Finland) Von Januar bis Anfang April 2017 tourte Visit Finland durch deutsche Saunazentren – mit im Gepäck: eine rollende Sauna.

Um für die finnische Art des Relaxen, das Saunieren, zu werben, startete Visit Finland Ende Januar 2017 eine  große Saunatour quer durch ausgewählte Saunazentren in ganz Deutschland. Bis Anfang April 2017 war es so möglich, die finnische Saunatradition aus erster Hand kennenzulernen. Während der Sauna-Events versorgten finnische Saunameister die Besucher mit entspannten Aufgüssen wie zum Beispiel Birkenaufgüssen und gaben Tipps zum Saunieren. Für das leibliche Wohl der Besucher wurde in Form von leckeren, finnischen Spezialitäten gesorgt.

Mit im Gepäck auch eine rollende Sauna. Dort konnten sich Besucher über die finnische Saunatradition informieren und sich davon überzeugen, dass pure Entspannung ganz einfach zu erreichen ist und man dazu nur ein paar natürliche Zutaten braucht: eine holzbefeuerte Sauna, einen Eimer Wasser für den Aufguss, ein paar Birkenzweige, einen See, ein Eisloch oder Schnee für die Abkühlung, klare Luft und unberührte Natur sowie genügend Zeit.

Die rollende Sauna im Wert von 30.000 Euro wurde schließlich beim großen finnischen Mitsommernachtsfest am 21. Juli 2017 in Berlin verlost.

Rollende Sauna
(FOTO: Harri Tarvainen & Visit Finland) Im Rahmen der Visit Finland Saunatour 2017 wurde eine rollende Sauna verlost.

Habe ich euer Interesse für die finnische Saunatradition geweckt? Prima, dann wünsche ich euch entspanntes Saunieren!

Terveisiä Inken von Finntastic

Janne-Oskaris Saunahäuschen
(FOTO: Finntastic) Elch-Maskottchen Janne-Oskari freut sich über sein neues Saunahäuschen und wünscht Euch allen viel Spaß beim Entspannen in der Sauna.

 

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